interview/ Pride ist nicht genug: 8 LGBTQ-Personen über die Relevanz von sexueller Identität

In einer Welt, die Personen noch immer aufgrund ihrer sexuellen Identität entmenschlicht, liegt es nicht nur an Betroffenen selbst, das Problem zu thematisieren.

Berlin// Interview// Refinery29 Germany, 2018// F/ Joanna Legid

Nach der Parade ist vor der Parade. Der internationale Pride Monat Juni ist vorüber. Für Berlin kein Grund die Feierlichkeiten einzustellen. Am Wochenende fand zum 40. Mal der Christopher Street Day statt. Die Parade, die in jedem anderen Land Pride oder Gay Pride genannt wird, heißt bei uns wie eine Straße im Greenwich Village in New York City. Nicht ohne Grund: In dieser Straße befand sich das Stonewall Inn, eine Schwulenbar, in der regelmäßig Polizeirazzien durchgeführt, Gäste aufgeschrieben und sogar festgenommen wurden. Im Juni 1969 stießen die überraschten Polizisten zum ersten Mal auf Gegenwehr. Schwule, Lesben und trans Personen versammelten sich, allen voran trans* Personen of Color wie Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera, und standen drei Tage lang für ihre Rechte ein. Das war der Auftakt zur „homosexuellen Befreiung“. Die Community wollte sich nicht mehr verstecken, sondern für ihre Gleichberechtigung kämpfen. Seither findet jedes Jahr ein Gedenkmarsch statt – in Deutschland seit 1979.Egal, ob wir die Demonstration Pride oder CSD nennen und ob im Juni oder Juli protestiert wird – wichtig ist, dass es darum geht, das Schamgefühl, das häufig von der Gesellschaft auferlegt wird, abzuschütteln, die eigene sexuelle Identität mit Stolz nach außen zu tragen und sich für gleiche Rechte einzusetzen. Oder viel mehr: Es ging darum. Seit 1994 sind die Richtlinien für homosexuelle und heterosexuelle Beziehungen vor dem Gesetz einheitlich. Seit 2017 dürfen gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland heiraten. Ist es 2018 überhaupt noch nötig auf die Straße zu gehen oder ist schon alles erreicht und die einstige Demonstration ist „nur“ noch eine farbenfrohe Party in Love-Parade-Manier? Wir haben die Berliner LGBTQ+-Community befragt.

Interviews: siehe Refinery29 Germany